Bluthochdruck

Bluthochdruck (= Hypertension) und Chronische Nierenerkrankung (CNE) stehen in einem direkten Zusammenhang. Die Nieren sind an der Regulierung des Blutdruckes über verschiedene Mechanismen beteiligt wie etwa die Bildung von Renin, einem hormonähnlichen Stoff, der bei der Blutdruckerhöhung eine Rolle spielt. Aber auch über die Regulierung von Elektrolyten (Ausscheidung und Rückgewinnung) und die Aufrechterhaltung und Regulation der Wassermenge im Körper spielen die Nieren eine wichtige Rolle für den Blutdruck.

Man spricht auch von der Herz-Nieren-Achse, was bedeutet, dass die Herzgesundheit und die Nierengesundheit in einem engen Zusammenhang stehen. Daran beteiligt ist zusätzlich noch der Darm, was zu einer Darm-Herz-Nieren-Achse führt.

Auswirkungen von Bluthochdruck an den Nieren

An den Nieren bewirkt Bluthochdruck eine Hyperfiltration, so dass mehr Stoffe ausgeschieden werden, als üblich. Das ermöglicht zunächst eine Kompensation für ausgefallene Nephrone, führt jedoch auch dazu, dass die empfindlichen Glomerula unter dem Blutdruck versteifen (Glomerulosklerose) und schließlich verenden. So erklärt sich ein Teufelskreis aus Kompensation und Überlastung, der auch am weiteren Fortschreiten der CNE beteiligt ist.

Da durch den Bluthochdruck auch vermehrt Proteine mit dem Urin ausgeschieden werden (siehe Proteinurie), wird auch dadurch das Fortschreiten der Chronischen Nierenerkrankung unterstützt.

Dennoch ist bei Katzen nicht klar, ob der Bluthochdruck eine Folge oder eine Ursache für die Chronische Nierenerkrankung darstellt. Etwa 20–65 % der CNE-Katzen entwickeln im Laufe ihrer Erkrankung Bluthochdruck. Das bedeutet, dass es auch CNE-Katzen ohne Bluthochdruck gibt. Bluthochdruck tritt auch in Zusammenhang mit anderen Erkrankungen wie Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) und Erkrankungen der Nebennieren auf.

Bluthochdruck wird auch als “stiller Killer” bezeichnet, weil es lange dauert, bis die Katzen Symptome zeigen. Durch Bluthochdruck können neben den Nieren auch andere Organsysteme geschädigt werden: an den Augen kann es zu Blutungen oder Netzhautablösung kommen, und es können Schädigungen des Herzens und des zentralen Nervensystems auftreten. Diese vier Organe (Nieren, Augen, Herz, Gehirn) sind am häufigsten von Bluthochdruck betroffen.

Auswirkungen von Bluthochdruck auf andere Organsysteme

Die Symptome für Bluthochdruck können v.a. Sehstörungen sein: Die Katze hat größere Pupillen, möglicherweise auch Nickhautvorfall. Da ihr Sehvermögen eingeschränkt ist, läuft sie gegen Gegenstände. Durch den Bluthochdruck besteht die Möglichkeit, dass sich die Netzhaut ablöst, was zur Erblindung führt.

Zentralnervöse Störungen wie Krämpfe, Anfälle oder Gleichgewichtsstörungen können mit Bluthochdruck in Verbindung stehen. Die Gefahr für Schlaganfälle geht mit erhöhtem Blutdruck einher. Treten Kopfschmerzen auf, können Katzen dies zeigen, indem sie ihren Kopf gegen Wände oder Gegenstände pressen.

Weniger offensichtlich sind die bluthochdruck-bedingten Veränderungen am Herzen, die zu einer Herzwandverdickung und Beeinträchtigung der Herzfunktion führen können.

Empfehlungen der IRIS

Bei CNE-Katzen empfiehlt es sich, den Blutdruck zu untersuchen und zu managen, um die Lebensqualität der Katze zu erhalten bzw. zu verbessern und durch die Senkung der mit dem Bluthochdruck verbundenen Proteinurie das Fortschreiten der CNE abzumildern.

Die IRIS (International Renal Interest Society) hat Unterstadien und Therapievorschläge zum Bluthochdruck herausgegeben. Darin werden die Risiken für Organschäden allgemein berücksichtigt für eine Therapieempfehlung. Mit einer Therapie gegen Bluthochdruck verbessern sich meist die Symptome und die Proteinurie wird reduziert.

Die CNE der Katze kann anhand des Blutdrucks in vier Unterstadien eingeteilt werden.

Ab einem moderaten erhöhten Blutdruck wird eine blutdrucksenkende Therapie empfohlen, wenn Organschäden z.B. am Auge zu erwarten sind. Bei starkem Bluthochdruck ist in jedem Fall eine medikamentöse Blutdrucksenkung angezeigt. Das Behandlungsziel ist ein systolischer Blutdruck im Bereich von 150 – 160 mm Hg. Im IRIS-Stadium IV kann der Zielblutdruck noch etwas höher liegen, weil der Blutdruck den Filtrationsdruck darstellt und die minimal arbeitende Niere bei Blutdruckabfall schneller zum tödlichen Nierenversagen übergeht. Es ist daher auch möglich, dass unter dem blutdrucksenkendem Medikament die Blutwerte für Kreatinin, Harnstoff und SDMA ansteigen.

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