Prävention ist die Mutter der Porzellankiste

Zusammenfassung

  • viele Katzen erhalten keine regelmäßigen Gesundheitschecks oder vorbeugende Maßnahmen
  • frühzeitiges Eingreifen in frühen Stadien ermöglicht die Verlangsamung des Fortschreitens
  • Gesundheitschecks sollten regelmäßig ab einem Alter von 7 Jahren durchgeführt werden

In einer belgischen Studie aus dem Jahr 2015 wurden 5.305 Hunde und Katze einem kostenlosen Gesundheitscheck beim Tierarzt ihrer Wahl unterzogen.

Dieses beispielhafte Projekt brachte hervor, dass die 2.260 untersuchten Katzen zu 36% übergewichtig waren und bereits 21% Zahnprobleme aufwiesen. 67% der Katzen hatten keinen Floh- und Zeckenschutz und 59% waren auch nicht geimpft worden. Die Autoren beziehen sich darauf, dass in Belgien nur etwa 25–30% der Hauskatzen tierärztlich versorgt werden. Daher ist es nicht verwunderlich, dass so wenige Katzen vor Erkrankungen und Parasitenbefall geschützt waren. Dabei waren 36% der teilnehmenden Katzen bereits über 7 Jahre alt. Ebenso wenig verwunderlich ist es, dass in der Studie nur 31% der untersuchten Katzen gesund waren. 69% hatten mindestens einen gesundheitlichen Aspekt, darunter auch Floh- bzw. einen anderen behandlungswürdigen Parasitenbefall. Gerade bei Katzen war die Maulgesundheit häufiger beeinträchtigt: Zahnschleimhautentzündungen (= Gingivitis) und Zahnveränderungen waren am häufigsten vertreten. Aber auch renale Erkrankungen waren unbeobachtet und unbehandelt geblieben.

 

Der Katzenbesitzer bemerkt nicht alles

Dabei umfasst die tierärztliche Prävention bei Katzen mehr als nur Impfungen und Entwurmungen. Zur Prävention gehören auch Zahnkontrollen und geriatrische Untersuchungen. Sie sind wichtig, um bei älteren Katzen das Leben zu verbessern (Lebensqualität zu erhöhen) und nach Möglichkeit auch zu verlängern. Präventive Maßnahmen können vom Katzenbesitzer unbemerkte Erkrankungen aufdecken. Diese können dann frühzeitiger behandelt und gemanagt werden.

 

Tierarzt untersucht die Zähne einer grauen Katze
Zur Prävention gehören auch Zahnkontrollen und geriatrische Untersuchungen.

Früherkennung der CNE

Gesundheitschecks sollten ab einem Alter von 7 Jahren regelmäßig durchgeführt werden. Da jede dritte Katze über 10 Jahren von der chronischen Nierenerkrankung (CNE) betroffen ist, lohnt es sich, hier rechtzeitig einzugreifen und spätestens ab einem Alter von 7 Jahren regelmäßig auch das Nierenprofil mit Kreatinin, Harnstoff, Phosphat überprüfen und den SDMA-Test durchführen zu lassen. Zahnprobleme (v.a. FORL) und Nierenerkrankungen stehen in einem engen Zusammenhang. Ebenso Nierenerkrankungen und Blutdruck, der bei chronisch nierenkranken Katzen erhöht ist. Zudem führt hoher Blutdruck zu einem Fortschreiten der CNE. Daher ist gerade bei mittelalten und alten Katzen die Blutdruckmessung eine wichtige präventive Maßnahme zur Nierengesundheit. Allerdings ist die Blutdruckmessung bei Katzen schwierig, da sich viele Katzen in der tierärztlichen Praxis aufregen und ihr Blutdruck damit ansteigt.

 

Jede dritte Katze über 10 Jahren ist von der Chronischen Nierenerkrankung betroffen.
Jede dritte Katze über 10 Jahren ist von der chronischen Nierenerkrankung betroffen.

 

Klinische Symptome der CNE: unsichtbar bis es (zu) spät ist

Da die ersten Symptome einer chronischen Nierenerkrankungen unspezifisch sind und erst auftreten, wenn bereits 2/3 bis ¾ des Nierengewebes unwiederbringlich zerstört sind, können die o.g. Blutuntersuchungen oft die ersten Hinweise auf eine beginnende CNE geben. Wird die CNE frühzeitig erkannt, können dann bereits Maßnahmen ergriffen und die Lebensqualität der Katze länger erhalten bleiben. Zudem kann eine Früherkennung auch mit den dann frühzeitig eingeleiteten Maßnahmen zu einer Verlangsamung des Fortschreitens der chronischen Nierenerkrankung und damit zu einer Lebensverlängerung beitragen.

 

 

Quelle:

  • Diez, M. / Picavet, P., Ricci, R., Dequenne, M., Renard, M. / Bongartz, A. & Farnir, F. (2015), In: Journal of Small Animal Practice, Vol. 56, S. 463–469.