Chronische Nierenerkrankung on Stage I

Zusammenfassung

  • Die chronische Nierenerkrankung (CNE) wird in vier Stadien eingeteilt
  • Nach IRIS gibt es verschiedene Wege, die chronische Nierenerkrankung in Stadien einzuteilen
  • Dazu werden unterschiedliche Parameter herangezogen

Die chronische Nierenerkrankung der Katze (und des Hundes) wird von der IRIS (International Renal Interest Society) in vier Stadien eingeteilt. Das Staging bestimmt damit den Schweregrad der chronischen Nierenerkrankung. Die Stadien stehen auch im Zusammenhang mit der Prognose. Die IRIS empfiehlt je nach Stadium besondere Behandlungen und Vorgehensweisen. Zuerst jedoch muss die Diagnose „chronische Nierenerkrankung“ anhand der Empfehlungen der IRIS bestätigt werden.

 

Zuerst die Diagnose

Bevor das Staging erfolgen kann, muss die CNE nach den Empfehlungen der IRIS diagnostiziert werden. Routinemäßig wird dazu der Kreatinin-Blutwert (Blutprobe) und auch das Spezifische Gewicht des Harns (Urinprobe) bestimmt. Die Diagnose wird heutzutage unterstützt durch den SDMA-Test (Blutprobe), sowie weitere Untersuchungen (Blut, Urin, allgemeine Untersuchungen, Röntgen, Ultraschall etc.). Die IRIS sieht die Diagnose der CNE als bestätigt an, wenn eine oder mehrere der folgenden Parameter zutreffen:

1) Hinweise auf eine Verringerung der Filtrationsleistung der Nieren:

  • Vorliegen einer Azotämie
  • Progressiver (= fortschreitender) Anstieg von Kreatinin-Spiegel und/oder von SDMA über die Zeit, auch wenn beide Blutspiegel noch im Normbereich liegen. Ein permanent erhöhter SDMA-Wert > 14 ug/dl ist alleine ein Hinweis auf das Vorliegen einer CNE, da dieser Wert meist vor dem Kreatinin-Blutspiegel ansteigt.
  • Persistierende (= andauernde) Proteinurie, die renal begründet liegt (und beispielsweise nicht auf Entzündungen in der Harnblase zurückgeführt werden kann). Zur Bestimmung des Vorliegens einer Proteinurie wird der sog. UPC-Wert bestimmt (mehr s.u.).

2) Hinweise auf eine Verringerung der Nierenleistung:

  • Verlust der Konzentrationsfähigkeit des Harns, der in einer Reduzierung des Spezifischen Gewicht des Harns messbar wird. Das Spezifische Harngewicht liegt dann <1.035 ohne dass auch eine Azotämie vorliegt.

3) Veränderungen der Nierenstruktur:

    • Nierenzysten
    • Nierensteine
    • Neoplasien (Neubildungen)

 

Staging

Das nachfolgende Staging kann nur vorgenommen werden, wenn insbesondere die Kreatinin- und SDMA-Werte stabil sind, das heißt, sich nicht innerhalb einer kurzen Zeitspanne dramatisch verändern. Dazu sollten beide Werte zweimal innerhalb von 2–4 Wochen gemessen werden. Schwanken die Werte um weniger als 25 %, so kann von einem stabilen Wert ausgegangen und das Staging vorgenommen werden.

 

Stadium 1

Meist sind im ersten Stadium noch keine klinischen Symptome sichtbar und die Kreatinin- und/oder SDMA-Werte im bzw. sehr nah am Normbereich:

  • Kreatinin liegt bei < 140 μmol/l bzw. <1,6 mg/dl.
  • SDMA liegt bei <18 μg/dl, aber in mehreren Proben immer > 14 μg/dl.

 

Es sind renale Veränderungen wie der Verlust zur Konzentration des Harns (Spezifisches Gewicht des Harns <1.035) und/oder erste Anzeichen einer Proteinurie sowie eine Veränderung der Nierenstruktur ersichtlich. Die Proteinurie wird eingeteilt in Unterstadien, die parallel zu den vier IRIS-Stadien verwendet werden. Dabei ist es wichtig, den UPC-Quotienten zweimal im Abstand von 10–14 Tagen zu messen. Er ist beispielsweise auch erhöht, wenn in den harnableitenden Wegen oder der Blase Entzündungen vorliegen.

Die IRIS teilt folgende drei Unterstadien aufgrund des UPC-Quotienten ein:

Weiterhin kann bereits im ersten IRIS-Stadium der CNE Bluthochdruck bestehen. Hierzu gibt die Iris ebenfalls Unterstadien vor, die das Risiko für das Auftreten von Organschäden (z.B. Netzhautablösung, Schlaganfall, Nierenschäden) klassifizieren von minimal, über gering, mittel bis hoch.

Die IRIS teilt folgende vier Unterstadien aufgrund des systolischen und diastolischen Blutdrucks ein:

Ein hoher Blutdruck kann auch dazu führen, dass mehr Proteine aus dem Blut herausgepresst werden, die üblicherweise im Blut verbleiben würden. Diese Proteine können dann nicht zurückgewonnen werden, so dass sie über den Harn verlorengehen und somit eine Proteinurie auftritt durch den Bluthochdruck.

Als klinische Symptome können ein stumpfes Fell, vermehrtes Trinken (Polydipsie) und vermehrter Harnabsatz (Polyurie) sowie erste Anzeichen von Abgeschlagenheit auftreten. Meisten werden diese jedoch nicht erkannt. Die Katze kann bereits unmerklich an Gewicht verlieren.

 

Maßnahmen im ersten Stadium

Soweit möglich sollen auslösende oder verschlechternde Faktoren der CNE identifiziert bzw. vermieden werden. Dazu zählen auch Medikamente, die über die Nieren ausgeschieden werden müssen (z.B. Schmerzmittel wie sog. NSAIDs). Es ist wichtig, die Flüssigkeitsaufnahme der Katze zu kontrollieren und die Wasseraufnahme für die Katze attraktiv zu gestalten und dadurch anzuregen. Liegt Proteinurie und/oder Bluthochdruck vor, so sollen sie behandelt werden. Ebenso gibt die IRIS die Empfehlung, den Phosphat-Spiegel bei unter 1,5 mmol/L zu halten. Dies kann erreicht werden durch die Zugabe von Phosphatbindern zum Futter.

In diesem und im nachfolgenden Stadium geht es darum, die Progression der CNE zu verlangsamen bei Erhaltung der Lebensqualität der Katze.

 

Soweit möglich sollten auslösende oder verschlechternde Faktoren der CNE identifiziert bzw. vermieden werden.

 

Eine chronische Nierenerkrankung bedarf einer engen Zusammenarbeit zwischen Tierarzt und Katzenbesitzer, da Regelmäßigkeit das Management der CNE bestimmt. Das betrifft sowohl die regelmäßigen Kontrollen zum Status der Katze, als auch die Anwendung von Maßnahmen durch den Katzenbesitzer und den Tierarzt. Das erfordert viel Geduld, Zeit und auch finanzielle Ressourcen und kann für den Katzenbesitzer auch mit emotionalem Stress einhergehen. Gerade die regelmäßige und mehrmals tägliche Verabreichung von Medikamenten kann den Katzenbesitzer stark fordern, insbesondere wenn die Katze schlecht frisst und einige Tricks nicht funktionieren. Es ist dann wichtig, solche Produkte auszusuchen, die die Lebensqualität der Katze am meisten beeinflussen und auf die Eingabe gerade dieser Mittel zu fokussieren. Für die Priorisierung der Medikamente ist der Rat eines tierärztlichen Experten zweifelsohne sinnvoll.

Trotz aller Maßnahmen wird es zu einer Verschlechterung der Katze über die Zeit kommen. Dabei tritt die Progression (das Fortschreiten der Erkrankung) der CNE nicht als linearer Prozess, sondern stufenweise in Erscheinung. Bei einer Progression ist abzuklären, was sich verändert hat und was als neue Maßnahme zusätzlich durchgeführt werden muss, um die hinzugekommenen Komplikationen möglicherweise schnell wieder in den Griff zu bekommen.

 

Quellen: