Therapie

Grundsätzlich ist das Behandlungsziel:

Behandlung der Ursachen der CNE

Die zur Chronischen Nierenerkrankung (CNE) führenden Ursachen reduzieren, soweit dies überhaupt möglich ist.

Verlangsamung der Progression = Lebensverlängerung

Die Nierenfunktion stabilisieren und den Verlauf verlangsamen durch die Beeinflussung der Teufelskreise.

Verbesserung der Lebensqualität

Die mit der CNE einhergehenden individuellen Begleiterkrankungen und klinischen Symptome verbessern.

 

Therapie der CNE

Die Therapie der CNE zu verstehen, setzt Kenntnisse über das Zusammenspiel der einzelnen krankmachenden (= pathogenen) Faktoren voraus. In diesem Kapitel geht es vor allem darum, grundsätzlich ein Verständnis für die Behandlung der CNE zu bekommen und dann die Therapieempfehlungen der International Renal Interest Society (IRIS) je nach Stadium vorzustellen.

Die Beeinflussung der individuell betroffenen Teufelskreise, die den Fortgang der Erkrankung unterstützen, sowie die Behandlung der individuellen klinischen Symptome lässt schon darauf schließen, dass es nicht die eine Behandlung bei der CNE gibt. Aber es gibt Grundsätze, die hier vorgestellt werden sollen.

Phosphatreduktion

Dazu gehören vor allem die Reduktion von Phosphat im Katzenfutter. Dies kann auf zweierlei Wege erreicht werden: zum einen durch die Verringerung von Phosphat im Futter selbst. Dazu wird Fleischeiweiß gegen Pflanzeneiweiß, meist Weizengluten, ausgetauscht, da Fleisch viel Phosphat enthält (Diätfuttermittel). Katzen sind keine Pflanzenfresser, daher schmeckt ihnen dieses Futter meist nicht besonders. Eine weitere Möglichkeit ist, das vorhandene Phosphat im Darm zu binden und mit dem Kot auszuscheiden. Dieses wird durch sogenannte Phosphatbinder (meist auf Kalzium-Carbonat-Basis) erreicht, die dem Katzenfutter zugegeben werden.

Möglichkeiten der Phosphatreduktion bei der chronisch nierenkranken Katze.
Möglichkeiten der Phosphatreduktion bei der chronisch nierenkranken Katze.

Proteinreduktion

Da die urämischen Toxine möglichst reduziert werden sollen, versucht man, dies durch eine Verringerung des Proteinanteils im Futter zu erreichen. Aus den Proteinen werden im Darm durch Darmbakterien die Vorstufen urämischer Toxine gebildet, die dann aufgenommen und in der Leber in die eigentlichen urämischen Toxine umgewandelt werden. Diese müssen dann von den Nieren ausgeschieden werden. Die Reduktion von Futterproteinen ist jedoch nicht unumstritten, da Katzen auf Proteine als Energiequelle angewiesen sind (> siehe: Katze als obligate Fleischfresser). Besser wäre es, die Auslöser der Urämie (= innere Vergiftung durch Anreicherung urämischer Giftstoffe im Blut) und damit der klinischen Symptome bereits als Vorstufen im Darm zu beseitigen. Grundsätzlich ist es natürlich auch für die Nierenfunktion besser, wenn weniger harnpflichtige Stoffe ausgeschieden werden müssen, was durch eine Reduzierung der urämischen Toxine unterstützt wird z. B. in Form einer oralen Dialyse.

Möglichkeiten der Reduktion urämischer Toxine bei der chronisch nierenkranken Katze.
Möglichkeiten der Reduktion urämischer Toxine bei der chronisch nierenkranken Katze.

 

Reduzierung des Blutdrucks

Die Nieren sind Organe, die ihren Blutdruck selbst regulieren können (sogenannte Autoregulation der Nierendurchblutung). Dazu haben sie vielfältige Mechanismen, die sie dabei unterstützen. Die Filtrationsleistung der einzelnen Nephrone ist von dem Blutdruck abhängig. Bei steigendem Blutdruck wird die Filtrationsleistung erhöht. Allerdings kann ein anhaltend hoher Blutdruck auch zu einer Nierenschädigung führen. Es kommt zu einer Drucküberlastung und zu einer Verhärtung der Gefäße (sogenannte Sklerosierung: Verhärtung der Gefäße durch Vermehrung von Bindegewebe), da schützende Stoffe fehlen. Dies führt zu fortschreitenden Schäden im Gefäßsystem der Nephrone und schließlich zu deren Untergang. Bluthochdruck tritt bei etwa 20 % der CNE-Katzen im Frühstadium auf. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass diese Zahl tatsächlich deutlich höher liegt.

Ein erhöhter Blutdruck kann die Ursache für eine Vielzahl klinischer Symptome sein: Es kann zu zentralnervösen Störungen wie Anfällen, Krämpfen, Lethargie, aber auch zu Schlaganfall, Schwierigkeiten beim Gehen und zu Sehstörungen kommen – bis hin zum Erblinden durch eine Netzhautablösung (Retinaablösung) .

Durch den Bluthochdruck werden zudem vermehrt Proteine ausgefiltert, die nicht mehr rückresorbiert werden können, weshalb es zu einem Auftreten von Proteinen im Harn und damit zur Proteinurie kommt. Die Reduzierung des Blutdruckes und der Proteinurie führt zu einer Verlangsamung des Verlaufs der CNE.

Reduzierung der Proteinurie

Beides kann zusammen geschehen, da die Proteinurie zumeist durch den Bluthochdruck bedingt ist (es muss aber abgeklärt werden, dass die Proteinurie wirklich durch die Nieren verursacht wird): Dazu gibt es spezielle Medikamente, die der Katze über das Futter als Tablette oder als Suspension verabreicht werden.

Reduktion der individuellen klinischen Symptome

Die Symptome sind von Katze zu Katze unterschiedlich und müssen dementsprechend auch individuell therapiert werden. Mit der Reduzierung der urämischen Toxine und des Bluthochdruckes bessern sich viele der Symptome auch von allein.

Ganz wichtig: Die Katze sollte trotz Übelkeit, Erbrechen und Appetitlosigkeit gut fressen, um bei Kräften zu bleiben. Dazu die Schmackhaftigkeit des Futters erhöhen (z. B. durch Anwärmen) und lieber mehrmals täglich kleine Portionen füttern. Falls der Appetit nicht steigt, helfen auch appetitanregende und/oder magensäurereduzierende Medikamente.

Damit die Katze viel trinkt, sollte ihr an verschiedenen Stellen frisches Wasser angeboten werden, ggf. als Frischwasserbrunnen oder auch mit wenigen Tropfen Thunfischöl angereichert, um die Akzeptanz der Katzen erhöhen.

Die Pflege einer chronisch nierenkranken Katze kann sehr aufreibend sein. In meinem neuen Blog Beitrag zum Management der CNE bin ich genauer darauf eingegangen:

Wenn das Kümmern verkümmern lässt

Frau mit blondem Haar hält graue Katze auf Arm. Streichelt die Katze.