Die Katze das Wüstentier

Zusammenfassung

  • Die Katze ist aufgrund ihres Ursprungs gewohnt, mit wenig Wasser auszukommen
  • Bei Dehydration steigt der Anteil von urämischen Toxinen im Blut
  • Bei CNE ist das Management des Wasserhaushaltes der Katze wesentlich

*Anzeige, weil Markennennung

Katzen sind Wüstentiere

Unsere heutigen Hauskatzen sind afrikanisch-ägyptischen Ursprungs. Als Wüstentiere sind sie es gewohnt, mit wenig Wasser auszukommen. Ihr Körper hat sich auf das geringe Wasserangebot eingestellt: über Darm und Nieren können Katzen Wasser zurückgewinnen. Das kann dazu führen, dass der Urin hochkonzentriert und der Kot hart wird. Dabei verlieren Katzen gleichzeitig kaum Schweiß. Ihre Körpertemperatur regulieren sie stattdessen über die Atemluft. Diese physiologischen Eigenschaften haben sich unsere Hauskatzen bewahrt.

Während die ausgewachsene Hauskatze lediglich 50ml Flüssigkeit pro Kilogramm Körpergewicht täglich benötigt, kommen Wildkatzen sogar bis hin zu mehreren Monaten ohne Trinken aus. Sie leben von der Flüssigkeit, die in den Beutetieren enthalten ist, die sie fressen.

 

Nieren als „Wasserkraftwerke“

Mangelt es dem Körper der Katzen dennoch an Wasser, kommt es zur Austrocknung (Dehydrierung). Dann kann das Blut dicker werden und nachfolgend der Hämatokrit ansteigen. Die Nieren der Katzen versuchen in Folge vermehrt, Wasser zurückzugewinnen. Dies wiederum kann in einem steigenden Harnstoff Blutwert münden, da Harnstoff bei diesem Kompensationsprozess ebenfalls vermehrt zurückgewonnen wird. Zusätzlich müssen die Nierengifte (urämische Toxine) aus dem Blut weiterhin von den Nieren über den Urin ausgeschieden werden. Sinkt jedoch der Anteil der Flüssigkeit im Blut, so steigt die Konzentration der Nierengifte und damit ihre Schadwirkung auf den Körper der Katzen.

 

Katze frisst Maus
Katzen decken, wenn möglich, einen hohen Anteil ihres Flüssigkeitsbedarfs über ihre Nahrung.

Meister der Filtration = Nephrone

Für die Urinproduktion sind die Filtereinheiten, die sogenannten Nephrone verantwortlich. Schon kurz nach der Geburt sind alle Nephrone ausgebildet, die die Katze auf ihrem Lebensweg benötigt. Die Zahl der Nephrone ist dabei begrenzt, denn es kommen keine neuen hinzu. Die Nieren der Katze enthalten jeweils ca. 200.000 dieser Filtereinheiten. Das klingt zwar sehr viel, ist aber im Vergleich zu Hunden und Menschen eher wenig.

Nicht jedes Nephron ist von Beginn an tätig. Es verbleiben sogenannte Reserve-Nephrone, die erst genutzt werden, wenn andere Nephrone ausfallen. Das passiert immer wieder, denn Nephrone können sich nicht regenerieren. Ist ein Nephron geschädigt, übernimmt ein neues Nephron. Das geht solange, bis alle Reserve-Nephrone in Nutzung sind. Ist dies der Fall, können die verbleibenden Nephrone bei Ausfall weiterer Filtereinheiten noch zusätzlich ihre Arbeitsleistung steigern, um die Arbeit der ausgefallenen Nephrone zu ersetzen. Diese Kompensation hat Grenzen, denn wenn die verbleibenden Nephrone dauerhaft überlastet werden, fallen auch sie aus, so dass insgesamt die Nierenleistung sinkt. Dies ist vor allem im Alter der Katzen der Fall.

Jedes Nephron arbeitet unabhängig von den anderen und kann Urin produzieren. Sind über 70% der arbeitenden Nephrone geschädigt, ist die Ausscheidungsleistung der Nieren deutlich reduziert und Giftstoffe (urämische Toxine) verbleiben im Körper. Der Teufelskreis der Selbstzerstörung der Nieren nimmt dann seinen Lauf in der chronischen Nierenerkrankung der Katze (CNE).

Wasser Marsch: Dürre trotz übermäßiger Wasseraufnahme

Häufig freuen sich Katzenbesitzer zunächst, weil ihre Katze „endlich“ viel trinkt. In Wirklichkeit ist dies aber ein übermäßiges Trinkverhalten (Polydipsie) bei einem gleichzeitig übermäßigen Urinverlust (Polyurie). Beide sind Anzeichen für eine Nierenproblematik (weitere klinische Symptome findest du hier). Darin liegt die Krux: einerseits ist es positiv, wenn die Katze viel Flüssigkeit aufnimmt, andererseits kann es ein Anzeichen für die CNE sein.

Bei der CNE verliert die Katze zunehmend Wasser über den Urin, da die wenigen verbleibenden Filtereinheiten (Nephrone) nicht genügend Wasser zurückgewinnen können. Als Folge kommt es zur Austrocknung des Katzenkörpers. Die Katze trinkt und trinkt und verliert noch mehr Wasser über den Urin. Das klingt paradox, aber die Katze trocknet zunehmend aus, obwohl sie viel trinkt.

Die Wasserkraftwerke haben dann alle Schleusen geöffnet und können kein Wasser mehr zurückhalten. Das ist besonders im IRIS Stadium 3 und 4 der Fall.

Wassermanagement

Bei CNE ist das Management des Wasserhaushaltes der Katze wesentlich, auch um die Lebensqualität der Katze zu erhalten. Wie oben erwähnt, beeinflusst die im Katzen-Körper vorhandene Flüssigkeitsmenge auch die Blutqualität. Für eine gute Durchblutung der Nieren, die den Eigenbedarf der Nieren selbst mit Sauerstoff und damit auch deren Leistungsfähigkeit beeinflusst, muss die Katze genügend Flüssigkeit in ihrem Körper besitzen. Dazu ist es gut, wenn die Katze möglichst viel Feuchtigkeit von allein aufnimmt.

Das angebotene Wasser sollte frisch und von guter Qualität sein. Es sollte der Katze so angeboten werden, dass ihre Wasseraufnahme positiv angeregt wird (mit ein paar Tropfen Thunfisch-Öl, in speziellen Trinkbrunnen, Feuchtfutter mit zusätzlichem Wasser durchsetzen etc.).

Im Verlauf der CNE nimmt leider die freiwillige Wasseraufnahme trotz des zunehmenden Wasserverlustes über den Urin ab und viele Katzen müssen dann infundiert werden bzw. erhalten Wasserdepots unter die Haut (sogenannte subkutane Flüssigkeitstherapie).

Daher ist es elementar, dass die Nieren ausreichend Flüssigkeit zur Verfügung haben, um ihre vielfältigen Ausscheidungsaufgaben ausführen zu können.

Gerade im Alter müssen Katzen ausreichend trinken.

 

 

Meinen Blog Beitrag zum Thema Urämische Toxine kannst du hier lesen.

Quellen:

      • Galtzmeier, C. (2019): Die akute und chronische Niereninsuffizienz bei der Katze – Ein Handbuch für Besitzer nierenkranker Katzen. Amazon Fulfillment, Wroclaw, Polen.
      • Sparks, A. H. / Caney, S. / Challhoub, S. / Elliot, J. / Finch, N. / Gajanayake, I. / Langston, V. / Lefebvre, H. / White, J. & Quimby, J. (2016): ISFM Consensus Guidelines on the Diagnosis and Management of Feline Chronic Kidney Diseases; In: Journal of Feline Medicine and Surgery (18), S. 219 –239.