Die Stimme der alten Katze

Zusammenfassung

  • Altersbedingt kann es zu Verhaltensänderungen der Katze kommen
  • Verschiedene Aspekte des Verhaltens können einen Hinweis auf CDS geben
  • Symptome der CNE und CDS können in engem Zusammenhang stehen

 

Das altersbedingte Feline kognitive Dysfunktions Syndrom (= feline cognitive dysfunction syndrome= CDS) führt zu Verhaltensänderungen der betroffenen Katze. Dazu zählen auch unangemessene Lautäußerungen v.a. während der Nacht. In einer neuen Studie wurde nach den Gründen für diese ungewöhnliche Lautäußerung gesucht. Dabei wurden Katzenbesitzer von betroffenen Katzen befragt, was sie für die Ursache dieser vermehrten Lautäußerungen halten. Als Hauptursache wurde von den befragten Katzenbesitzern eine Desorientierung der Katze vermutet, aber auch Aufmerksamkeits- bzw. auch Futtersuche oder gar Schmerzen.

 

Caregiver burden

Die Forscher sahen es als wichtig an, diese Verhaltensänderungen bei Katzen zu verstehen, insbesondere aus Sicht der Besitzer: CDS entwickelt sich mit zunehmendem Alter und kann den Katzenbesitzer belasten und möglicherweise auch die Beziehung zu seiner Katze negativ beeinflussen. Die Beziehung zwischen Katze und Besitzer verändert sich nicht nur in der Interaktion, sondern auch, weil der Katzenbesitzer die ungewöhnlichen Lautäußerungen der Katze als „Weinen“ empfindet und sich dementsprechend Sorgen um seine Katze macht, wenn diese verstärkt „weint“. Katzenbesitzer werten die Lautäußerungen auch als Einschränkungen der Lebensqualität ihrer Katze. Das berührt sie nicht nur emotional, sondern sie sind auch von den Lautäußerungen ihrer Katze gestresst und frustriert. Stress und Frustration des Katzenbesitzers finden sich auch bei der Betreuung der CNE wieder und können eine wesentliche Belastung für den Katzenbesitzer darstellen.

 

Verhaltensänderung als Anzeichen der CDS

Die Verhaltensänderungen von Katzen mit CDS werden unter dem Akronym VISHDAAL zusammengefasst und umfassen, ohne darauf beschränkt zu sein,

  • eine erhöhte Vokalisierung (= Lautäßerung), insbesondere nachts,
  • eine veränderte Interaktion mit der Familie (insbesondere Aufmerksamkeit suchend),aber auch mit anderen Haustieren,
  • eine Veränderung des Schlaf-Wach-Zyklus,
  • Verlust der Stubenreinheit,
  • räumliche und zeitliche Desorientierung, z. B. Vergessen des Ortes ihrer Katzentoilette oder dass sie gefüttert wurden,
  • Änderungen der Aktivität, z. B. zielloses Wandern,
  • Angst,
  • sowie Lern- und Gedächtnisdefizite.

Das sind Veränderungen, die mit der Alzheimer Erkrankung beim Menschen verglichen werden und auch alte Hunde betreffen können. Bei Katzen treten sie üblicherweise ab einem Alter von 11 Jahren auf.

 

Das Gehirn bekommt zu wenig Sauerstoff

Soweit überhaupt bekannt, ist die CDS zurückzuführen auf eine verringerte Gehirndurchblutung (z.B. Arteriosklerose, und kleinere Gehirnblutungen) und die Ansammlung von bestimmten Proteinen in der Großhirnrinde mit der Folge des Rückgangs von Hirnsubstanz. Bluthochdruck und Herzerkrankungen können diese nachteiligen Gehirnveränderungen noch unterstützen und den Verlust der Hirnsubstanz fördern.

 

DIe Verhaltensänderungen bei Katzen treten üblicherweise ab einem Alter von 11 Jahren auf.

Ein Fünftel der Katzen in den USA ist über 11 Jahre alt

Durch die gute medizinische Versorgung leben auch Hauskatzen deutlich länger, so dass bereits 2011 etwa 1/5 der US-amerikanischen Katzenpopulation über 11 Jahre alt war. Ab diesem Alter nehmen die mit CDS-assoziierten Verhaltensänderungen zu. Und je älter die Katze ist, desto mehr Verhaltensänderungen zeigt sie, wenn sie an CDS erkrankt ist. Viele ältere Katzen entwickeln Verhaltensprobleme, die jedoch nicht mit einer CDS in Verbindung gebracht werden. Stattdessen werden klinische Symptome dafür verantwortlich gemacht bzw. die Verhaltensänderung werden einfach einem normalen Altersverhalten zugeschrieben.

 

CDS und CNE: eine enge Verbindung

Viele andere Krankheiten können Verhaltensänderungen verursachen, die denen von CDS sehr ähnlich sind. Insbesondere Bluthochdruck (= Hypertonie) oder auch eine Überfunktion der Schilddrüse (= Hyperthyreose). Beide stehen auch in Verbindung zur chronischen Nierenerkrankung der Katze. So ist es nicht verwunderlich, dass die Forscher auch Katzen mit CNE in ihren Untersuchungsgruppen hatten.

 

Wenn die Katze ihre Stimme erhebt

Bei der Alzheimer Erkrankung ist über eine erhöhte Vokalisierung berichtet worden, die aus übermäßig lauten und / oder sich wiederholenden verbalen Äußerungen und ständigen Anfragen nach Aufmerksamkeit besteht. Bei Menschen, die an Alzheimer oder Demenz leiden, kann die Vokalisierung durch eine Vielzahl von Reizen ausgelöst werden, darunter die physische Umgebung, Stress, Angstzustände oder soziale Faktoren wie das Verhalten der Pflegeperson.

Dies weist Ähnlichkeiten mit den Katzen in der aktuellen Studie auf, in der die Beobachtungen des Besitzers darauf hinwiesen, dass die Vokalisierung anscheinend durch ein Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, Futter, Verwirrung oder Schmerz ausgelöst wurde. Ungewöhnliche Vokalisierung einer CNE-Katze kann daher ein Hinweis auf eine zusätzliche Erkrankung wie die CDS sein und sollte gerade in Zusammenhang mit den weiteren Verhaltensänderungen beobachtet und entsprechend fachmännisch eingeschätzt werden.

 

 

Quelle:

  • Cerna, P. / Gardiner, H. / Sordo, L. / Tornquist-Johnsen, C. & Gunn-Moore, D. A. (2020): “Potential Causes of Increased Vocalisation in Elderly Cats with Cognitive Dysfunction Syndrome as Assessed by Their Owners”; In: Animals,Vol. 10, 1092.