Geschmacklos schmackhaft

Zusammenfassung

  • Schmackhaftigkeit von Katzenfutter ergibt sich nicht nur aus dem reinen Geschmack für die Katze
  • Im Alter kommen Faktoren hinzu, die die Schmackhaftigkeit für die alte Katze reduzieren
  • Insbesondere bei Katzen mit chronischer Niereninsuffizienz ist es wichtig, die Schmackhaftigkeit zu erhöhen

 

Wenn es unseren Hauskatzen schmeckt, liegt das nicht nur am Geschmack des Futters. Das Fressverhalten und die Vorlieben von Katzen sind wesentlich diffiziler. Leider ist es nicht so, dass Katzen intuitiv das beste Fertig-Futter fressen würden. Im Gegenteil, das gesündeste Katzenfutter wird stehengelassen, wenn die Katze den Geschmack nicht mag.

 

Katzen sind Fleischliebhaber

Die Katze als obligater Fleischfresser (Carnivore) ist auf die ausreichende Versorgung mit Proteinen und Aminosäuren angewiesen wie etwa die Aminosäure Taurin. Diese müssen Katzen mit tierischem Protein wie in Muskelfleisch und Organen aufnehmen. Ihr ganzer Verdauungstrakt ist auf die Fleischmahlzeit ausgelegt. So haben Katzen anatomische Besonderheiten wie einen relativen kurzen Darmtrakt, der für den Aufschluss von Fleischproteinen optimal ist. Pflanzenfresser hingegen haben einen sehr langen Darmtrakt, weil die Verdauung von Pflanzen diesen benötigt. So sind auch die Zähne der Katze darauf ausgelegt, Fleisch zu fressen: Lange Fangzähne und kurze Schneide- und Backenzähne sind auf die Jagd ausgerichtet und helfen der Katze, das Fleisch von den Knochen ihrer Beute zu befreien.

 

Katzen bevorzugen Snacks

Bei der Jagd bevorzugen Katzen überwiegend kleinere Nagetiere, von denen sie etwa 12 Tiere täglich erbeuten und fressen, um ihre Nahrungsbedürfnisse zu befriedigen. Auch bei Hauskatzen konnte beobachtet werden, dass sie lieber öfter kleinere Snacks zu sich nahmen. Hunde fressen dagegen lieber größere Mahlzeiten. Im Sommer nehmen Katzen bis zu 15% weniger Futter zu sich als im Winter.

 

Schmackhaft bedeutet nicht gesund

Das erbeutete Futter besteht zu etwa 90–95% aus Proteinen und Fetten. Nur rund 10% sind Kohlenhydrate. Da Letztgenannte preislich günstiger sind, finden sie sich häufig und in Mengen bis zu 40% in Fertigfuttern. Das wird dadurch ermöglicht, dass durch eine höhere Schmackhaftigkeit auch proteinarme Katzenfutter von Katzen bevorzugt werden. Eine wichtige Rolle spielen dabei neben dem Geschmack, der Textur, Partikelgröße und Energiedichte auch weitere Faktoren, die mit dem Appetit der Katze in Zusammenhang stehen. Appetit wird beeinflusst durch Übergewicht, Häufigkeit der Futteraufnahme, Abwechslungsreichtum des Katzenfutters und auch durch die Portionsgröße. Schmackhaftigkeit wiederum ist abhängig von dem Geruch, dem Geschmack, der Textur, dem Aussehen und Form des Futters und dem Maulgefühl für die Katze.

 

Wichtig ist neben dem Geruch des Futters auch Textur und Maulgefühl für die Katze.

Guter Geruch macht den Geschmack

Dabei haben Katzen im Vergleich zu Hunden oder auch Menschen deutlich weniger Geschmacksknospen und sind daher auch weniger geschmackssensible, was zunächst verwundert. Katzen schmecken nicht süß und zeigen daher natürlicherweise auch keine Vorlieben für Zucker. Wasser wiederum ist für Katzen nicht geschmacklos. Für die Ausprägungen von Geschmack verwendet die Katze weitere Sinne. Dabei spielt der Geruchssinn die wichtigste Rolle, der deutlich ausgeprägter ist als beispielsweise beim Menschen. Wenn Katzen ein Futter zunächst beschnuppern, ist dieses ein wichtiger Test, denn nur wenn es gut riecht, wird es schließlich auch probiert. Attraktiver Geruch der Nahrung wie etwa von Fisch oder auch von Fertigfutter wird daher von Katzen bevorzugt. Was „lecker“ riecht, wird auch gerne gefressen. Schnuppert die Katze lange an einem Futter, ist es für sie weniger schmackhaft.

 

Katzen haben deutlich weniger Geschmacksknospen als Mensch oder Hund.

Katzengeschmack ist konservativ

Die individuellen geschmacklichen Vorlieben von Katzen bilden sich bereits im Welpenalter aus. Das Futter, welches Katzenwelpen erhalten, prägt ihren Geschmack bis ins hohe Alter. Sind dabei Katzen an ein einziges Futter gewöhnt, bleiben sie dabei und wollen kein neues Futter fressen. Es ist daher ratsam, schon früh für Abwechslung zu sorgen, damit es später weniger Probleme bei der Fütterung und möglichen Futterumstellungen (z.B. auf Seniorfutter oder Nierendiäten) gibt. Zu beachten ist auch, dass neues Katzenfutter von Katzen nicht in stressigen Situationen wie beispielsweise einem Tierarztbesuch angenommen wird. Die negative Einstellung gegenüber dem neuen Futter bleibt dann auch zuhause bestehen.

 

Ihr Gesichtsausdruck verrät, ob es der Katze mundet

Das Futter vor dem Fressen mit einer Pfote zu berühren und in es hineinzubeißen, sind gute Anzeichen, dass es der Katze schmecken wird. Mit halb-geschlossenen Augen beim Fressen, zeigen Katzen, dass ihnen das Futter gefällt. Weitere „vollmundige Geschmacks-Mimiken“ sind das Drehen der Zunge, das Schlecken von Nase und Maul wie auch Schmatzen. Ist die Katze satt, spielt sie eher mit dem Fressen. Frisst sie dabei etwas, was sie nicht mag, leckt sie sich vermehrt die Nase, bewegt den Schwanz hin und her und putzt sich.

 

Alte Katzen haben einen „schlechten Geschmack“

Es gibt Einflüsse auf die Schmackhaftigkeit, die altersbezogen sein können: ältere Katzen haben ein eingeschränktes Riechvermögen, so dass Ihnen (das gleiche) Katzenfutter weniger schmackhaft erscheint. Ältere Katzen haben zudem mehr Probleme mit dem Appetit. Das ist gerade bei CNE-Katzen wichtig, die eh schlecht fressen. (s. dazu klinische Symptome)

 

Alte Katzen haben ein eingeschränktes Riechvermögen.

Schmackhaftigkeit erhöhen

Studien zeigen, dass bei älteren Katzen die häufigere Fütterung von frischem Futter und die Zugabe von warmem Wasser über das Futter appetitanregend sein können. Katzen bevorzugen feuchteres Futter, da es eher dem natürlichen Feuchtigkeitsgehalt von Fleisch (70–85%) entspricht. Katzen lieben tierische Proteine (wie Muskelfleisch oder Leber) und würden sich natürlicherweise für eine kohlenhydratärmere Diät entscheiden. Es besteht ein Zusammenhang zwischen dem Proteinanteil des Futters und seiner Schmackhaftigkeit für die Katze: je höher der Anteil an v.a. tierischen Proteine, desto attraktiver wird das Futter für die Katze. Dabei sind allerdings kollagene Fasern, die günstiger sind, weniger schmackhaft als Muskelfleisch oder Innereien. Auch der Gehalt bestimmter Aminosäuren (z.B. Cystein, Lysin, Leucin) erhöht die Schmackhaftigkeit, ebenso wie Geflügelfett oder Lachsöl. Schweineleber kann bei Katzen ebenfalls die Schmackhaftigkeit des Futters positiv beeinflussen und auch Natriumkomponenten (z.B. Natrium Pyrophosphat). Inulin als Probiotika kann in Katzenfutter verwendet werden und sich möglicherweise ebenfalls positiv auf die Akzeptanz von Katzen auswirken.

Für schlecht fressende CNE-Katzen ist es daher wichtig, einige dieser Schmackhaftigkeitstipps umzusetzen.

 

Quellen:

  • Pekel, A. Y. / Mülazimoglu, S. B. & Acar, N. (2020): Taste perference and diet palatibility in cats. Journal of Applied Animal Research, Vol. 48 (1), S. 281–292.