Urämische Toxine

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Urämische Toxine

Ich habe von einer Freundin den Hinweis auf ein neues Produkt für Katzennieren erhalten, das die Vorstufen urämischer Toxine aus dem Katzendarm abfängt. Das ist für mich ein Anlass, das Thema urämische Toxine etwas näher zu betrachten, weil mir das Thema so nicht bewusst war.

Was sind urämische Toxine eigentlich?

Urämische Toxine sind Nierengifte. Sie werden täglich aus dem Proteinstoffwechsel im Körper der Katze gebildet. Dabei schließen Darmbakterien essentielle Aminosäuren im Darm auf, so dass die Vorstufen der urämischen Toxine gebildet werden. Diese Vorstufen werden vom Körper resorbiert und in der Leber zu urämischen Toxinen umgewandelt, die dann über das Blut zu den Nieren zur Ausscheidung gelangen. Die Ausscheidung urämischer Toxine findet somit natürlicherweise täglich und fortlaufend statt. Die Nieren entgiften damit den Katzenkörper und sorgen dafür, dass die urämischen Toxine sich nicht im Blut anreichern können. Erst die Anreicherung im Blut kann zu gesundheitlichen Problemen führen.

Urämische Toxine unterstützen den Teufelskreis der Nierenzerstörung

Viele Artikel zu diesem Thema finden sich in der Humanmedizin. Bei chronisch nierenkranken Patienten sind urämische Toxine ein Grund für die Blutwäsche (Hämodialyse). Die Nieren filtern diese im Körper selbst gebildeten Giftstoffe üblicherweise aus, so dass der Körper entgiftet wird. Aufgrund der Nierenschädigung verbleiben bei chronisch nierenkranken Patienten jedoch diese urämischen Toxine im Blut, weil die Nieren ihrer Entgiftungsfunktion nicht ausreichend nachkommen können. Da es sich um Giftstoffe handelt, ist eine Anreicherung im Blut mit gesundheitlichen Folgen verbunden: die Nieren werden von den eigenen Giftstoffen angegriffen und wichtige Filtereinheiten zerstört. Damit verschlechtert sich das Problem der chronischen Nierenerkrankung immer weiter, denn damit können noch weniger Giftstoffe ausgefiltert werden. Ein Teufelskreis entsteht, der die Sterblichkeitsrate beim Menschen erhöht durch die fortschreitende Nierenzerstörung bedingt durch die urämischen Toxine. Die Blutwäsche kann zumindest einen Teil der urämischen Giftstoffe ausfiltern.

Der Nierenfeind Nr 1: Indoxylsulfat

Die bekanntesten und auch gefährlichsten Giftstoffe, Indoxylsulfat und para-Kresylsulfat, sind jedoch nicht durch die Blutwäsche auszufiltern. Ihre Anreicherung im Blut erhöht die Sterblichkeitsrate. Die Höhe des Indoxylsulfatspiegels steht dabei in direktem Zusammenhang mit der Prognose oder anders formuliert, je höher der Indoxylsulfat-Spiegel im Blut, desto schlechter die Prognose. Dieses konnte auch bei Säugetieren nachgewiesen werden. Bei der Katze hat man bislang diese Grundlagenforschung noch nicht bis ins kleinste Detail durchgeführt. Wie so häufig bei sehr teurer Forschung werden die Ergebnisse von Mensch bzw. Säugetier dann auf die Katze übertragen. Dies hat beispielsweise CHEN et al. (2018) für seine Forschung angenommen. Er hat die Indoxylsulfat-Blutspiegel bei chronisch nierenkranken Hunden und Katzen untersucht und festgestellt, dass sie im Verlauf der chronischen Nierenerkrankung (CNE) ähnlich wie beim Menschen ansteigen. Indoxylsulfat ist zusätzlich am Phosphat-Stoffwechsel beteiligt und kann zu einer Phosphaterhöhung im Blut führen, was bei CNE-Katzen den Fortgang der Erkrankung weiter anheizen und damit die Lebenserwartung verkürzen kann. Zudem kann Indoxylsulfat in Versuchen bei Labortieren zur Anämie beitragen, die häufig bei Katzen mit CNE beobachtet werden kann. Die Rolle von Indoxylsulfat in der chronischen Nierenerkrankung bei der Katze ist zwar noch nicht so weitreichend untersucht, wie beim Menschen, wird aber von CHEN et al. (2018) eindeutig angenommen.

Wenn die Nieren also ihre Fähigkeit zur Giftausscheidung aufgrund von Alter oder Krankheit reduzieren, sollte dies zum Anlass genommen werden, auch an die reduzierte Ausscheidung von urämischen Toxinen, den Giftstoffen im eigenen Körper zu denken.

Dazu gibt es seit 2015 die Möglichkeit, neben einem klassischen Nierenprofil v.a. den sogenannten SDMA-Test bei der Katze durchzuführen, der Hinweise auf die Nierentätigkeit geben kann. Liegt er mehrfach über einem Wert von 14 µmol/l, weist dies auf eine verringerte Nierentätigkeit hin. Hier kann man bereits aktiv werden.

Adsorber als Lösung?

Bislang war eine Reduktion dieser urämischen Gifte nur indirekt über eine Protein-Reduktion im Futter (Nierendiäten) möglich. Neuerdings gibt es einen gezielteren Ansatz, der unabhängig vom Futter funktioniert: die Reduktion urämischer Toxine durch die Aufnahme und Ausscheidung ihrer im Darm entstehenden Vorstufen durch einen Selektivadsorber. Das hat den Vorteil, dass die Nieren weniger Giftstoffe ausscheiden müssen. Dadurch haben sie mehr „Kapazität“, andere Abbauprodukte und harnpflichtige Stoffe auszuscheiden. Die Aufnahme und v.a. Ausscheidung der Vorstufen urämischer Toxine hat also mehrere Effekte: die Nieren werden entlastet, können damit mehr andere Abbauprodukte ausscheiden und gleichzeitig werden die Nieren vor dem „Angriff“ der urämischen Toxine geschützt, der zu einer fortschreitenden Nierenzerstörung, einer Phophaterhöhung im Blut und einer Anämie (=Verringerung der roten Blutkörperchen) beitragen kann und das alles ohne dass die Katze dabei auf lebenswichtige Proteine verzichten muss. Denn Katzen sind obligate Fleischfresser. Ihr ganzer Stoffwechsel ist auf die Proteinverdauung angelegt. Bei zu geringer Proteinzufuhr über das Futter, wird die eigene Muskulatur verdaut.

 

 

Mehr über den Teufelskreis „Urämische Toxine“ kannst du hier nachlesen.

 

*Da dieser Artikel Wirkstoff-Namen enthält, kennzeichne ich diesen Artikel als Werbung bzw. Anzeige

Quellen:

  • C.N. Chen et al. / The Veterinary Journal 232 (2018) 33–39