Das Ende – Chronische Nierenerkrankung on Stage IV

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Zusammenfassung

  • Das IRIS Stadium 4 entspricht dem Endstadium der Chronischen Nierenerkrankung
  • Die letzten Lebenstage sollten der Katze so angenehm wie möglich gestaltet werden
  • Die eigenen Bedürfnisse dürfen nicht außen vor gelassen werden

Das Endstadium der Chronischen Nierenerkrankung der Katze (und des Hundes) entspricht dem Stadium 4 nach IRIS.

Die IRIS (International Renal Interest Society) teilt die Chronische Nierenerkrankung (CNE) in vier Stadien ein. Das jeweilige Stadium entspricht dabei dem Schweregrad der Chronischen Nierenerkrankung und steht auch im Zusammenhang mit der Prognose. Die IRIS empfiehlt je nach Stadium besondere Behandlungen und Vorgehensweisen.

Ließ hier die Empfehlungen zu Stadium I – III

Nicht jede Katze durchläuft alle Stadien für den Katzenbesitzer wahrnehmbar. Gerade im Stadium 4 jedoch sind die gesundheitlichen Probleme und Auswirkungen der Chronischen Nierenerkrankung deutlich erkennbar. Daher liegt der Schwerpunkt in diesem Endstadium darauf, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Katze zu stabilisieren und wenn möglich zu verbessern. Der Katze sollen die letzten Lebenstage so schön wie möglich gestaltet werden.

Die durchschnittlich verbleibende Überlebenszeit beträgt in diesem Stadium 103 Tage. Das bedeutet nicht, dass sich jede Katze auch daran hält. Es ist ein Durchschnittswert. Trotz der massiven Einschränkung der Nierenleistung auf weniger als 10% können manche Katzen noch recht munter und durchaus eine längere Zeit im vierten Stadium leben. Meist sind die Katzen im Stadium 4 ausgemergelt und ausgetrocknet, müde und schläfrig.

 

Blutwerte verschlechtern sich rasant

Die Blutwerte im Nierenprofil sind alle deutlich erhöht. Das betrifft Kreatinin, das im IRIS-4-Stadium bei über 440 μmol/l bzw. bei über 5,0 mg/dl liegt. Der SDMA-Wert schießt auf Werte über 38 ug/dl und kennzeichnet damit ebenso wie der deutlich erhöhte Harnstoff-Wert die auf ein Minimum (unter 10%) reduzierte Nierenleistung der Katze. Ebenso können die Nieren nicht mehr genügend Phosphat ausscheiden und es wird damit vermehrt Phosphat im Blut zurückbehalten.

Sind die Nierenwerte erhöht, spricht dies dafür, dass die Nieren Abfallprodukte des Stoffwechsels und Giftstoffe nicht mehr ausscheiden können. In der Folge verbleiben diese harnpflichtigen Stoffe im Blut, so dass ihre Konzentration im Blut ansteigt und zur sogenannten Urämie führt, die mit klinischen Symptomen verbunden ist. Die Katze zeigt fortschreitende klinische Symptome wie starke Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Schläfrigkeit, Abmagerung und zunehmende Austrocknung.

Die Katze ist nicht mehr in der Lage, den Harn ausreichend zu konzentrieren (das spezifische Harngewicht sinkt) und verliert daher zunehmend Flüssigkeit über den Urin. Ebenso gehen dem Katzenkörper Proteine über den Urin verloren (Proteinurie).

 

Sind die Nierenwerte erhöht, spricht dies dafür, dass die Nieren Abfallprodukte des Stoffwechsels und Giftstoffe nicht mehr ausscheiden können.

Phosphatanreicherung verhindern

Durch die reduzierte Ausscheidung von Phosphat kommt es zu einem Anstieg des Phosphat-Blutspiegels. Dieser Anstieg nennt sich Hyperphosphatämie. Er unterstützt den Teufelskreis der Nierenzerstörung und führt zu klinischen Symptomen. Daher wird auf die Phosphatreduktion bei den therapeutischen Maßnahmen im Endstadium besonders Wert gelegt. Der Phosphat-Blutspiegel sollte auf <1.9 mmol/L gehalten werden.

Phosphatreduktion kann einmal über die Fütterung erfolgen. Die Logik dahinter ist: weniger Phosphat füttern bedeutet weniger Phosphat im Blut. Da viel Phosphat in Fleisch enthalten ist, wird hier in Diätfuttermitteln auf Pflanzeneiweiße (wie Weizengluten) zurückgegriffen. Stattdessen oder auch zusätzlich können Phosphatbinder eingesetzt werden, die Phosphat im Darm binden und dann mit dem Katzenkot ausgeschieden werden. Das gebundene Phosphat kann dann nicht ins Blut gelangen. Das hat den Vorteil, dass gerade Katzen, die schlecht fressen, im Stadium 4 bei ihrem Lieblingsfutter bleiben können. Über die Phosphatbinder-Zugabe zum Futter kann dennoch der Phosphat-Spiegel reduziert werden.

 

Urämische Toxine – der körper zerstört sich selbst

Ebenso werden aus dem Proteinstoffwechsel die sogenannten urämischen Toxine (sind ebenfalls harnpflichtige Stoffe) nicht mehr ausreichend über die Nieren ausgeschieden. Sie reichern sich daher im Blut an (Urämie) und lagern sich in Organen ab.  Die Überlebenschance der Katze verschlechtert sich. Urämische Toxine sind Gifte, die unabhängig von ihrer Blutkonzentration giftig für Nieren und andere Organe sind. Sie zerstören das Funktionsgewebe von Nieren und anderen Organen wie Gehirn, Herz, aber auch Muskulatur u.v.m. Urämietoxine sind über sehr viele Prozesse (Hyperphosphatämie, Anämie, Bluthochdruck, Muskelschwund) am Fortschreiten der Chronischen Nierenerkrankung beteiligt.

Urämische Toxine sind ein Abbauprodukt aus essentiellen Aminosäuren. Sie entstehen über den Abbau dieser Aminosäuren durch die natürlichen Darmbakterien im Dickdarm der Katze. Urämietoxine – hier v.a. Indoxylsulfat – verkürzen die Lebenszeit der Katze und beeinträchtigen ihre Lebensqualität stark. Sie sind wesentlich verantwortlich für viele der klinischen Symptome im IRIS-Stadium 4.

Anreicherung urämischer Toxine verhindern

Die Anreicherung urämischer Toxine im Blut kann aber – anders als bei Kreatinin und Harnstoff – direkt beeinflusst werden. Ähnlich wie bei Phosphaten wird der Ursprung dieser Toxine angegangen. Entweder indem weniger Protein verfüttert wird (Nierendiäten sind protein- und phosphatreduziert) aus denen diese urämischen Toxine gebildet werden. Oder aber es werden die Vorstufen dieser urämischen Toxine am Ort ihrer Entstehung im Dickdarm über einen „Urämische-Toxine-Binder“ aufgenommen und über den Kot entfernt. Mittlerweile gibt es einen hochspezifischen „U-Tox“-Binder für Katzen (Renaltec®), der wie eine orale Dialyse für die Katze wirkt.

 

Orale Dialyse als Therapieoption

Eine Dialyse entfernt Giftstoffe aus dem Blut. Dadurch, dass diese Giftstoffe bei der oralen Dialyse gar nicht erst entstehen, wird das Blut vor diesen urämischen Toxinen „bewahrt“. Bereits im Katzenkörper angereicherte urämische Toxine können dann aus den Organen ins Blut gelangen und – wenn auch deutlich reduziert – über die Nieren ausgeschieden werden. Das verbessert die klinischen Symptome und damit die Lebensqualität der Katze. Katzen fangen wieder an zu fressen und werden wieder aktiver.

 

Eine orale Dialyse kann die Lebensqualität der Katze verbessern.

Lebensqualität ist das wichtigste im Endstadium

Die Lebensqualität der Katze steht im Zentrum von CNE Stadium 4. Die verbleibende Lebenszeit sollte für die Katze so angenehm wie möglich gestaltet werden. Das betrifft auch die Fütterung. Die Katze sollte zum Fressen animiert werden. Dies kann erreicht werden, indem ihr Futter angewärmt wird oder die Katze ihr Lieblingsfutter bekommt – auch wenn es phosphat- und proteinreich ist.

Wichtiger als das starre Beharren auf ein bestimmtes (Diät-) Futter ist es, dass die Katze überhaupt frisst. Ohne ausreichende Proteinaufnahme verdaut die Katze ihre eigene Muskulatur. Das verschlechtert den Gesamtzustand und erhöht die Kreatininwerte (Kreatinin stammt aus dem Muskelstoffwechsel). Die Katze muss bei Kräften bleiben. Dazu ist es mitunter notwendig, Flüssigkeit und Futter über eine Magensonde zu verabreichen. Medikamente können den Appetit anregen. Durch die o.g. orale Dialyse (mit Renaltec®) geht der Brechreiz und der Mundgeruch mitunter zurück, was den Appetit auf Futter anregt. Lieber mehrere kleine Portionen über den Tag verteilen, falls die Katze nur wenig Hunger hat. Katzen sind „Snacker“ und stillen ihren Hunger natürlicherweise über etwa 12 kleine Snacks am Tag.

Die Katze sollte genügend Flüssigkeit aufnehmen, weil sie durch den massiven Wasserverlust über den Urin sonst austrocknet. Hier kann es notwendig sein, dass der Katze Flüssigkeitsdepots unter die Haut gespritzt werden. Eine Selbstaufnahme von Futter und Wasser ist in jedem Fall der Vorzug zu geben. Auch hierfür gibt es Hilfestellungen, um die Flüssigkeitsaufnahme zu erhöhen (→ Management des Wasserhaushaltes).

 

Auf die eigenen Bedürfnisse achten

Trotz aller Maßnahmen wird es zu einer Verschlechterung der Katze kommen. Der bevorstehende Tod der Katze kann eine massive emotionale Krise bei dem Besitzer auslösen. Eine chronisch nierenkranke Katze erfordert viel Geduld und mitunter eine hohe Frustrationstoleranz, wenn Maßnahmen und Tricks nicht greifen. Außerdem ist die tägliche Pflege der Katze zeit- und auch kostenintensiv. Hier müssen Abwägungen getroffen werden, die den Katzenbesitzer emotional belasten können (→ Wenn das Kümmern verkümmern lässt). Der Rat eines tierärztlichen Experten gerade auch zur Priorisierung von Maßnahmen kann dabei hilfreich sein.

 

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Quellen:

  • Sparks, A. H. / Caney, S. / Elliot, J. / Finch, N. / Gajanayake, I. / Langston, C./ Lefebvre, H. / White, J. & Quimby, J. (2016): ISFM Consensus Guidelines on the Diagnosis and Management of Feline Chronic Kidney Disease. Journal of Feline Medicine and Surgery,18, S. 219–239.
  • DiBartola, S. P. (2019): What pet owners should know about kidney function and the diagnosis and management of chronic kidney disease in dogs and cats. Im Internet unter: http://iris-kidney.com/education/what_pet_owners_should_know_ckd.html
  • IRIS-Staging: http://www.iris-kidney.com/pdf/IRIS_Staging_of_CKD_modified_2019.pdf
  • http://www.iris-kidney.com